Zusammen mit drei Kommiliton:innen (Badr Kamoona, Anna Franzen, Elisa Gabelli) habe ich am vergangenen Wochenende die Tore für unsere erste Gruppenausstellung geöffnet. Die Ausstellung lief parallel zum Rundgang der Alanus Hochschule. Während im Schloss Alfter die Absolvent:innenausstellung und an Campus I die Ateliers für das Publikum geöffnet waren, haben wir den Theatersaal zum Ausstellungsraum umfunktioniert. Der Raum misst etwa 25 mal 10 Meter, hat an beiden Enden eine Bühne und ist weitestgehend schwarz gestrichen. Zur Beleuchtung benutzten wir Studio-Softboxen, LED-Panels und Beamer um unsere Arbeiten in Szene zu setzen. Womit wir auch schon zu einem zentralen Thema der Ausstellung kommen. Wir hatten es uns zum Ziel gesetzt, den theatralen Charakter des Raumes in unsere Präsentation miteinfließen zu lassen und zu vermeiden, Bilder schnöde an die Wand zu hängen. Vielmehr haben wir uns verschiedene Präsentationsmethoden überlegt, welche auf die ein oder andere Art mehr an einen Auftritt im Theater erinnern, als an einen klassischen Museumsbesuch. So hingen viele Bilder frei im Raum – schienen beinahe zu schweben, die projizierten Muster zweier Scherenschnitte bildeten eine bühnenbildähnliche Kulisse und das auf den Boden gebeamte Video lud zum Eintauchen in die gemalte Welt ein.
Auszüge aus dem Konzept:
Genau, wie beim Paradoxon das Logische nicht der Logik folgt, so werden auch die Betrachtenden in dieser Ausstellung finden, dass die Dinge oft nicht das sind, was sie zu sein vorgeben. Was zum Beispiel vorgibt Realität zu sein (Fotografie, Gemälde), existiert nur flach auf Papier und Leinwand – was unbekannt und rein abstrakt ist (Farbwand), wird dreidimensional und zu körperlich erfahrbarer Realität. Unsere Arbeiten verstehen wir als Dokumente unserer individuellen Schaffensprozesse. Diese sollen durch die Dokumentenendung „docx“ beleuchtet werden und den Werken etwas von ihrer Unantastbarkeit nehmen. Vielmehr kann das Werk als die logische Konsequenz einer kreativen Auseinandersetzung gesehen werden.
Uns geht es um Facettenreichtum und Kontrast. Ersteres im Hinblick auf die Unterschiedlichkeit unserer Positionen. Letzteres besonders in Bezug auf die Präsentation unserer Arbeiten – sie sollen sich durch klares Licht und starke Schatten der Dramatik des Raumes anpassen und dabei selbst bestmöglich zu Geltung kommen.
Die Heterogenität der Gruppe ist gleichzeitig ihr wichtigster Baustein. Den Zusammenhang zwischen unseren Positionen möchten wir genau durch die Konfrontation (räumliche Anordnung) unserer „docx“ darstellen. Sie sollen ein Schauspiel zeigen, in welchem Raum für Auseinandersetzung entsteht: fragiler Scherenschnitt trifft klassische Malerei und Video, tief abstrakte Installation trifft analoge Fotografie und computergenerierten Großformatdruck.
Die Frage nach der Verortung des Individuums in seiner Umwelt, spielt eine zentrale Rolle. Die Betrachtenden entscheiden selbst, ob sie in beobachtender Rolle verharren oder an der Inszenierung teilnehmen wollen. Trauen sie sich, auf die Bühne zu steigen, ins flackernde Licht des Beamers zu treten und für einen Moment Teil der Installation zu werden? Setzen sie sich hinein, in die sanft beleuchtete Farbe-Raum-Installation und lassen ihren Blick einen Moment nur in den optischen Reizen baden? Betrachten sie lieber das schöne Muster aus der Distanz oder entdecken sie die verborgenen Details, das Auge nur eine Handbreit vom Bild entfernt? Die Arbeiten sind in ihrer Wirkung ambivalent, Aussage und Bedeutung verändert sich, abhängig von der physischen Distanz zu ihnen.
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